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Von Eltern und anderen Extremisten
Beim Thema "Helikoptereltern" sind sich alle Medien einig: Es darf gespottet werden. Höchste Zeit, zur Abwechslung mal die Berichterstattung zu kritisieren. (Illustration: Monja Gentschow)
Das Thema "Helikoptereltern" ist wie Kaugummi: Schnell zur Hand, oft durchgekaut, für manche erfrischend, als Klischee über heutige Eltern aber von hartnäckiger Klebrigkeit. Höchste Zeit, einmal nicht die Eltern, sondern die Berichterstattung über sie zu kritisieren.
Text: Gundi Herget, Illustration: Monja Gentschow
11.08.2020
Was haben Helikoptereltern und zähe Konferenzen gemeinsam? Zu beidem wurde schon fast alles gesagt, aber noch lange nicht von allen. Während allerdings selbst die zäheste Sitzung irgendwann vorbei ist, läuft die Pressekonferenz zur Helikopter-Elternschaft schon seit Jahren. Zu Wort melden sich alle: das Regionalblatt genauso wie das große Leitmedium, private Hörfunk- und Fernsehsender genauso wie die Öffentlich-Rechtlichen. Anscheinend kann von dem Thema keiner genug bekommen: die Konsumenten nicht, die Medien auch nicht.
Warum eigentlich? Wer sind diese Helikoptereltern und was tun sie, dass so oft von ihnen die Rede ist? Ich lese: „Räumen ihren Kindern alle Hindernisse aus dem Weg“, „überbehütend“, „fahren mit dem SUV bis ins Klassenzimmer“, „übervorsichtig“, „umschwirren ihr Kind wie ein Hubschrauber“, „ehrgeizig und ängstlich“, „packen das Kind in Luftpolsterfolie“, „sind verunsichert“. Oder auch: „hören ganz einfach auf, ihren Nachwuchs zu erziehen“, „überhäufen mit Lob und Liebe“, „geben Kindern die besten Chancen auf Erfolg im Leben“. Ein klares Bild ergibt das nicht, dafür klingt vieles entweder stark übertrieben oder, für liebevolle Eltern, auch völlig normal. Je länger ich recherchiere, desto mehr stelle ich fest: Das Thema ist wie ein Kaugummi mit extralangem Geschmack, beliebig wiederkäubar, aber mit wenig Substanz. Dafür aber wird pauschalisiert, moralisiert und skandalisiert, was das Zeug hält.
Schauen wir uns die Misere einmal genauer an.
Wenn Journalistinnen und Journalisten über Eltern schreiben, klingt das bisweilen nach einer Pandemie vor der Pandemie: „Eltern im Optimierungswahn“, befindet Spiegel Online im Oktober 2015, „vermehren sich mit der Geschwindigkeit einer ansteckenden Krankheit“. Auf Sueddeutsche.de ist im Juli 2017 der „pandemisch sich ausbreitende Wahnsinn der Gartentrampoline“ der ultimative Beweis für die Kontrollwut überbehütender Helikoptereltern. Welt.de bemüht für diesen Elterntypus eine abgedroschene Krankheitsmetapher und weiß genau, „warum Helikoptereltern die Pest sind“, und auch, warum es kein Entrinnen vor den sich angeblich pestilenzartig ausbreitenden Fürsorgefanatikern gibt: „Sie sind überall, sie nerven jeden“ (November 2017). Eine ZDF-Doku im Dezember 2019 heißt gar „Generation Helikopter-Eltern“.
Nur die Berichte werden mehr
Experten und Institutionen, die sich intensiver mit Familien beschäftigen, entpuppen sich in punkto Helikoptereltern allerdings als Pandemieleugner. Auf meine Nachfrage bezeichnet ein Sprecher des Bundesfamilienministeriums „Helikoptereltern“ als einen „überwiegend medial verwendeten Begriff, zu dem eine konkrete, wissenschaftliche, allgemeingültige Definition nicht bekannt ist“. Eine Studie des Instituts für Bevölkerungsforschung, „Familienleitbilder in Deutschland“, beschreibt auf knapp 300 Seiten alle möglichen kulturellen Vorstellungen von Eltern und Familie – Helikoptereltern kommen nicht darin vor. Mathias Voelchert, der Gründer des deutschen Ablegers von familylab, einer unabhängigen internationalen Organisation für Familienberatung, bemerkt in einem Telefonat, dass überfürsorgliche Eltern weder neu sind noch auf dem Vormarsch. Nur hatten sie früher, als Gehorsam in der Erziehung im Vordergrund stand, einen schweren Stand: „Wenn zum Beispiel der Mann das Kind geschlagen hat, die Frau aber überfürsorglich war, ist das nicht groß aufgefallen, weil die Frau sich nicht durchsetzen konnte.“
Wie es aussieht, werden also nicht die Helikoptereltern immer mehr, wohl aber die Berichte über sie. Die schiere Masse an Beiträgen kommt leicht zustande, indem zum Beispiel US-amerikanische Quellen herangezogen werden. Hier nur zwei Beispiele von vielen: Unter dem Titel „Helikopter-Eltern: Babysitter erzählen, welche schrägen Regeln sie befolgen mussten“ listet die Website des Kölner Stadt-Anzeigers im Januar 2019 genüsslich ein elterliches Sündenregister auf. Manches liest sich in der Tat etwas bizarr, und die wenigsten Leserinnen und Leser dürften vor lauter Kopfschütteln bemerken, dass der Artikel gar nicht dazu taugt, hiesige Elternidiotie zu beweisen. Die Quelle: Ein Online-Plausch unter US-amerikanischen Babysittern auf der Seite Reddit.com, der einfach nur übersetzt wurde: „Babysitters of Reddit, what were the weirdest rules parents asked you to follow?“ Auch Focus.de verweist, als im April 2020 unter dem Titel „Achtung, Rasenmäher-Eltern: Experten warnen vor schlimmen Folgen für Kinder“ der angeblich neueste Erziehungstrend erspäht wird, auf einen einzelnen Beitrag eines einzelnen Lehrers auf der US-amerikanischen Website Weareteachers.com.
"Der chronisch-verbale Beschuss von Eltern in den Medien ist unfair, gehässig, ärgerlich und auch unwahr."
Ein kurzer Hinweis an dieser Stelle: Erstaunlicherweise lobt die amerikanische Presse deutsche Eltern genau für das, was sie angeblich nicht tun: ihre Kinder loslassen, sie selbstständig werden lassen, entspannt bleiben. Amerikaner bezeichnen deutsche Brutpflege als „Free-Range Parenting“, und wie das geht, kann man zum Beispiel bei der US-amerikanischen Autorin Sara Zaske nachlesen, die einige Jahre in Berlin lebte. Der Artikel „How to parent like a German“ erschien im Februar 2015 auf Time.com, als das Helikoptereltern-Thema in Deutschland so richtig Fahrt aufgenommen hatte. „They place a high value on independence and responsibility“, heißt es dort über deutsche Eltern. Nicht einmal der Dauerbrenner Elterntaxis wird in diesem Text problematisiert. Im Gegenteil: „Most grade school kids walk without their parents to school and around their neighborhoods.“ Das Buch zum Artikel heißt "Achtung Baby. The German Art of Raising Self-Reliant Children", erschien 2018, erzielte einen beachtlichen Erfolg, war „Book of the Year“ bei National Public Radio (NPR) und wurde rund um die Welt besprochen.
„Spaßgehege“
Von solcher Lobpreisung deutscher Erziehungsleistung sind wir hierzulande weit entfernt. Im Gegenteil kann, wenn es um Eltern geht, nahezu alles verdächtig sein. Im oben erwähnten SZ-Artikel über Gartentrampoline zum Beispiel unterstellt der Autor, Eltern würden die „Spaßgehege“ nur aus einem einzigen Grund aufstellen: um ihre Kinder zum Zwecke besserer Überwachung im Garten zu halten – selbst um den Preis gebrochener Kinderknochen übrigens. Die Eltern selbst und ihre Motive kommen in dem Text nicht vor.
Wie gefährlich Vater und Mutter im Allgemeinen sind, verdeutlichte Stern.de Ende 2014 in einem Text mit dem Titel: „Eltern aus der Hölle“. Damit ist nicht etwa diejenige Minderheit gemeint, die ihre Kinder körperlich oder seelisch missbraucht, vernachlässigt, gar verhungern lässt. Die Rede ist von „Demokraten-Eltern“, die ihre Kinder mitentscheiden lassen – zum Beispiel, was sie zum Abendessen möchten; „Best-Friend-Eltern“, die am Spielplatz mit auf die Rutsche kommen; „Anarcho-Eltern“, die ihre Kinder in Pfützen springen und auch ansonsten weitgehend gewähren lassen; dann noch „Ignoranten-Eltern“ und „Bildungsfanatiker-Eltern“. Die Opfer dieser „Hölleneltern“? Die ganze Gesellschaft. Satire? Nein, der Beitrag ist nicht als solche gekennzeichnet.
Aus dem Zusammenhang
Den Reflex, Eltern unreflektiert die fragwürdigsten Motive zu unterstellen, beobachte ich immer wieder, privat genauso wie in journalistischen Seminaren oder Beiträgen. Ein Beispiel: In einem Interview zum Thema Scheidungsfamilien, das im März 2017 auf Deutschlandfunk Kultur gesendet wurde, erklärte der Kinderarzt und Buchautor Remo Largo ein typisches Problem: Scheidungsrichter würden Kinder quasi dem Besitz der Eltern zuordnen und dann, etwa beim Wechselmodell, einfach aufteilen, was das Kindeswohl oft nicht ausreichend berücksichtige. Auf Deutschlandfunkkultur.de steht in der Zusammenfassung des Beitrags, Paaren ginge es „bei Scheidungen darum, den Besitz aufzuteilen“. Dann wird Remo Largo zitiert: „Und jetzt verstehen sie das Kind auch als einen Besitz.“
So schnell werden aus Scheidungsrichtern Eltern, die angeblich nicht im Sinne des Kindeswohls handeln. Ursprünglich trug der Onlinebeitrag zur Sendung sogar den Titel „Eltern betrachten Kinder als Besitz“. Als ich die Redaktion darauf aufmerksam machte, wurde die Überschrift in „Kein Richter kann der Situation gerecht werden“ geändert. Der Satz in der Zusammenfassung des Beitrags aber ist stehengeblieben, obwohl er dem interviewten Experten eine falsche Aussage in den Mund legt. Ein Versehen? Oder doch der Elternschelte-Reflex?
"Wer in Deutschland als Elternkritiker auftritt, hat selbst keine kritische Nachfrage zu befürchten."
Und noch ein Fundstück, mein wildestes: „Helikoptereltern sind schlimm“ beginnt ein Text mit dem Üblichen, geht zunächst zur stereotypen, aber wortreichen Schmähung eben jener über, um dann eine neue Etikettierung zu bemühen: die „Extremisteneltern“. Das seien diejenigen Helikoptereltern, die „die übergriffige Behütung ihrer Kinder zusätzlich noch aus einer dogmatischen Grundhaltung herleiten“. Dem Autor zufolge gehören auch „Salafisteneltern“ zu dieser Gruppe, oder „christlich-radikale Väter und Mütter wie in der evangelischen Sekte ‚Zwölf Stämme‘, die ihre Kinder dem staatlichen Schulsystem entzogen und auf Prügelstrafe und Demütigung gesetzt haben“. Thema des Textes: eine neugegründete Kita in Frankfurt. Ihre Ausrichtung: vegan. Die „neue Gruppe Extremisteneltern“: die ihr Kind in diese Kita geben. Puh.
Bei solchen Texten kann man natürlich die Hände über dem Kopf zusammenschlagen ob der Auswüchse moderner Elternschaft, und ich befürchte, es gibt genug Leserinnen und Leser, die die „Extremisteneltern“ freudig im aktiven Vokabular abspeichern, um den Begriff bei der nächsten Gelegenheit anzubringen, sobald jemand, der Kinder hat, die eigene Weltanschauung nicht teilt. Ich selbst wünsche mir bei solchen Texten, dass wenigstens ein paar Leserinnen und Leser die Gegenprobe machen und „Eltern“ durch irgendeinen anderen Teil der Bevölkerung ersetzen. Sagen wir zum Beispiel: Ausländer, Rentner, Frauen. Selbst über Hundebesitzer dürfte sich kaum Vergleichbares finden lassen, schon gar nicht auf Spiegel Online, wo der Text am 31. Juli 2018 erschienen ist, übrigens in der Rubrik Panorama.
Es geht ihnen gut
Der chronisch-verbale Beschuss von Eltern in den Medien ist unfair, gehässig, ärgerlich und auch unwahr. Wer die Kinder und Jugendlichen selbst fragt – und Studien tun das regelmäßig – erhält ein ganz anderes Bild. Ob nun die 3. World Vision Kinderstudie von 2013, eine Untersuchung der Zeitschriften Eltern und Eltern family von 2015, das „Kinderbarometer“ im Auftrag der LBS von 2018, Children’s Worlds+ der Bertelsmann-Stiftung oder die jüngste Shell-Jugendstudie, beide aus dem Jahr 2019 – sie alle kommen zu dem gleichen Ergebnis: Der großen Mehrheit der Kinder und Jugendlichen geht es gut. Sie fühlen sich in ihren Familien wohl und von ihren Eltern geliebt, zu denen sie ein gutes Verhältnis haben. Tendenz steigend.
Und diejenigen, denen es nicht gut geht? Alle Studien nennen als größte Probleme unserer Jüngsten Armut und Armutsgefährdung, mangelnde Teilhabe, Mobbing und Gewalt. Von Überfürsorge kein Wort. Der Familienverband nennt auf Nachfrage als größte Probleme ebenfalls die „grassierende Kinderarmut“, außerdem die schwierige Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie Versäumnisse in der Bildungspolitik. Und was ist mit den angeblichen Verhaltensstörungen von Kindern überfürsorglicher Eltern? Das Robert-Koch-Institut schreibt dazu in der KiGGS-Langzeitstudie zur gesundheitliche Lage der Kinder und Jugendlichen in Deutschland: „Mädchen und Jungen aus Familien mit niedrigem sozioökonomischen Status sind deutlich häufiger als Gleichaltrige aus Familien mit mittlerem und hohem sozioökonomischen Status psychisch auffällig.“ Siehe da: Auch das gern genommene Klischee über die wohlhabenden SUV-Eltern mit den verwöhnt-gestörten Premium-Kids hält bei genauerem Hinsehen nicht stand.
"Als publizistisches Geschäftsmodell ist die Elternschämung aber sehr tauglich."
Das Phänomen, Eltern lautstark in aller Öffentlichkeit zu kritisieren, trägt in englischsprachigen Ländern den Namen „Parent Shaming“, in Deutschland manchmal mit dem halben Anglizismus als „Elternbashing“ bezeichnet. Es ist, vor allem durch das Internet, in den letzten Jahren explodiert. Der emeritierte britische Soziologie-Professor und Buchautor Frank Furedi spricht von einem „giftigen Erbe“: „The toxic legacy of parent shaming – and the damage it does to children“ ist der Titel seines Artikels im internationalen Onlinemagazin The Conversation. Darin beschreibt Furedi, wie gerade engagierte Eltern zur Zielscheibe von „Parent Blaming“ und „Parent Shaming“ geworden sind. Und er warnt davor: Es führe nur dazu, das Selbstvertrauen von Müttern und Vätern zu untergraben – was wiederum den Kindern schade.
Lassen Sie mich durch!
Als publizistisches Geschäftsmodell ist die Elternbeschämung aber sehr tauglich. Das weiß man spätestens, seit sich die taz-Journalistin Anja Maier vor knapp zehn Jahren recht polemisch über Mütter am Prenzlauer Berg ausließ. Ihr Buch "Lassen Sie mich durch, ich bin Mutter. Von Edel-Eltern und Bestimmerkindern" ist bereits in der sechsten Auflage erschienen. Ebenfalls sehr erfolgreich war 2013 das Buch des damaligen Präsidenten des Deutschen Lehrerverbands, Josef Kraus, das den Kaugummi-Begriff, den jetzt alle im Mund haben, überhaupt erst populär gemacht hat: "Helikoptereltern. Schluss mit Förderwahn und Verwöhnung". Auch in der schon erwähnten ZDF-Doku Ende vergangenen Jahres durfte Kraus sich zu Wort melden und über Kampfhubschrauber, Rettungshubschrauber, Elterntaxis dozieren. Dass Kraus ansonsten für Publikationen wie Cato, Tichys Einblick und die Junge Freiheit schreibt und als Autor im Manuscriptum Verlag gelistet ist, der auch Akif Pirinçci, Björn Höcke und Alexander Gauland veröffentlicht – geschenkt. Wer in Deutschland als Elternkritiker auftritt, hat selbst keine kritische Nachfrage zu befürchten.
Als letztes Beispiel für Parent Shaming sei der regelmäßig wiederkehrende Aufruf auf Spiegel Online genannt: „Schicken Sie uns hier Ihre absurden Anekdoten über Helikoptereltern und/oder anonymisierte (WhatsApp)-Dialoge“ – 2017 und 2018 fand man derlei unter einer Artikelserie rund um angeblich besonders peinliche Eltern. Auch zwei Bücher sind dazu erschienen; es müssen also ausreichend Freiwillige dem Aufruf gefolgt sein. Der aber sendet eine fatale Botschaft: Eltern dürfen nicht nur in den Medien nach Belieben vorgeführt werden, es ist auch legitim, sie unter Beobachtung zu stellen und vermeintliches Fehlverhalten, so harmlos es auch sein mag, der höheren Instanz Presse zu melden. Auch hier sollte man einmal die Gegenprobe machen und „Helikoptereltern“ durch eine andere Bevölkerungsgruppe – Ausländer, Rentner, meinetwegen auch nochmal Hundebesitzer – ersetzen.
Es hat die Covid-19-Pandemie gebraucht, um die Helikoptereltern – vorübergehend? – vom medialen Radar verschwinden zu lassen und die Aufmerksamkeit auf weitaus gravierendere Probleme von Familien zu lenken. Eine gute Gelegenheit, um mit Helikopter-, Rasenmäher-, Höllen-, Extremisten- und sonstigen Elternzuschreibungen ganz aufzuhören und nach Corona gar nicht erst wieder damit anzufangen. Denn eine Frage sollten wir uns dringend stellen: Welchen Einfluss haben unsere Beiträge darauf, wie Kinder und Eltern in der Gesellschaft wahrgenommen und behandelt werden? Einen großen, befürchtet zum Beispiel der Familienverband: „Wenn hauptsächlich negative Bilder kommuniziert werden, verfestigen sich in der Realität unwahre Eindrücke.“
Und noch zwei Fragen könnten wir stellen: Was sagen die erwähnten Beiträge über die Qualität unserer journalistischen Arbeit? Und was sagt es über unsere Gesellschaft, wenn derartige Beiträge immer wieder als Aufreger taugen?
Anderer Fokus
Ich stimme Mathias Voelchert zu, wenn er sagt, Eltern sollten nicht vorgeführt und nicht beschämt, sondern ermutigt werden. Und ich stimme der Sozialwisschenschaflterin Charlotte Faircloth zu, deren Forschungsschwerpunkt Parenting Culture Studies in Deutschland noch weitgehend unbekannt ist. In einem Artikel in theconversation.com schlägt sie vor, wir sollten Eltern aus dem Fokus und die Gesellschaft, die so besessen von elterlichem Verhalten ist, in den Fokus nehmen: „What we need to study now is not how people raise their children, but why our society is so obsessed with how parents feel about and behave towards their kids“. Das gilt auch für die deutschen Medien, und wäre doch mal ein paar Beiträge wert. Von mir aus so viele, wie über Helikoptereltern erschienen sind.
Gundi Herget ist Reiseredakteurin und Autorin für Kindermedien. Neben Kinderbüchern schreibt sie auch zum Thema Reisen mit Kindern und für die Kinderzeitschrift Gecko. www.gundiherget.de