Netzwerk Klimajournalismus fordert: Klimathemen im Wahlkampf

Das Netzwerk Klimajournalismus fordert in einem offenen Brief an seine Kolleg*innen mehr Klimathemen auf der Agenda. (Bild: Netzwerk Klimajournalismus/David Hans Moritz Schmidt)

Das Netzwerk Klimajournalismus fordert in einem offenen Brief Journalist*innen auf, im Zuge des Wahlkampfs mehr Klimathemen auf die Agenda zu setzen. Der journalist dokumentiert den Brief.

10.01.2025

Flutkatastrophen, Hitzewellen, Waldbrände - die Folgen des Klimawandels sind überall auf der Welt spürbar. Und dennoch scheint das Thema Klimaschutz im aktuellen Wahlkampf zur Bundestagswahl immer mehr in den Hintergrund zu rücken, als ein Thema von vielen. Das Netzwerk Klimajournalismus setzt sich dafür ein, Klimathemen wieder auf die Agenda zu setzen, indem sie Klimawissen in die Redaktionen bringen, sich mit anderen Journalist*innen austauschen und vernetzen. In einem offenen Brief wendet sich das Netzwerk nun an seine Kolleg*innen, um Klimathemen in der Medienberichterstattung wieder auf die Agenda zu setzen. Zu den erste Unterzeichnern gehören unter anderem Ilka Desgranges, Perspective Daily, Bernhard Pötter, Michael Brüggemann, Ismeni Walter und Karsten Schwanke. Der journalist dokumentiert den Brief im Folgenden:

Offener Brief: 

Die vorgezogene Bundestagswahl ist auch für die Medien und Journalist*innen eine Herausforderung – inhaltlich und organisatorisch. Es wird ein kurzer und heftiger Wahlkampf, bei dem sich schon abzeichnet, dass noch stärker als bei früheren Wahlen polarisiert und personalisiert wird. Dabei geht es in Zeiten der Klimakrise um viel mehr als Prozente und Mandate. 

Die zentrale Frage in diesem Wahlkampf lautet aus unserer Sicht nicht „Wer gewinnt?“, sondern: Was steht auf dem Spiel? 

2024 war das heißeste Jahr seit Beginn der Klimaaufzeichnungen. Entschlossenes Handeln auf allen politischen Ebenen ist notwendig, um Klimaneutralität zu erreichen und unsere Lebensgrundlagen zu schützen. Hier geht es nicht um die nächsten vier Jahre, sondern um Entscheidungen, die Auswirkungen auf Generationen haben werden. Trotz dieser Dringlichkeit ist zu befürchten, dass die Klimakrise im anstehenden Wahlkampf kaum eine Rolle spielen wird und manche Parteien sogar einen „Anti-Klimaschutz-Wahlkampf” planen.

Die Bundesrepublik Deutschland ist durch das Pariser Klimaabkommen, das Grundgesetz (Art. 20a) und die Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts aus dem Jahr 2021 zu Klimaschutz verpflichtet. Daraus ergibt sich für die Medien eine besondere Verantwortung. Konkret fordern wir alle Kolleg*innen auf: 

1. Klima auf die Agenda zu setzen 

  • In jedem Interview, jeder Talkshow, jedem Podcast mit Politiker*innen Fragen zur Klimakrise zu stellen
  • Klar zu kommunizieren, dass die Klimakrise mit allen Lebensbereichen zusammenhängt
  • Regelmäßig und in allen Ressorts Reportagen, Hintergründe, Interviews etc. zur Klimakrise zu verfassen oder anzuregen
  • Klima nicht als parteipolitisches oder „grünes“ Thema zu behandeln

2. Falschbehauptungen und Desinformationen zu Ursachen und Folgen der Klimakrise sowie Maßnahmen dagegen umgehend mit entsprechenden Fakten zu widerlegen

  • Wähler*innen haben das Recht zu erfahren, wenn ein*e Politiker*in lügt oder uninformiert ist.
  • Der Anspruch, neutral zu berichten, darf nicht dazu führen, einer klaren Minderheitenmeinung so viel Raum wie der wissenschaftlichen Konsenshaltung zu geben („False Balance“). Sorgfalt und Wahrhaftigkeit sind oberste journalistische Pflicht. 

3. Sensationsjournalismus auf Kosten des Klimas zu vermeiden

  • Keine populistischen Narrative zu bedienen
  • Nicht auf politisch motivierte Kampagnen einzusteigen, die in der Vergangenheit zum Teil klar darauf abzielten, die Akzeptanz der Bevölkerung für Klimaschutz-Maßnahmen zu untergraben 

4. Verbale Angriffe auf Klima-Wissenschaftler*innen und Journalist*innen öffentlich und solidarisch abzuwehren 

5. Verzögerungstaktiken als solche zu entlarven und Verstrickungen von Politik und Lobby aufzudecken 


Wir Journalist*innen sollten die Klimakrise zu einem festen und ihrer Bedeutung angemessenen Bestandteil der anstehenden Wahlkampf-Berichterstattung machen, um den Wähler*innen eine informierte Entscheidung zu ermöglichen.

Den offenen Brief und weitere Informationen finden Sie auf der Webseite des Netzwerk Klimajournalismus: https://klimajournalismus.de/de.