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Der dezentrale Newsroom

New Work: Das Homeoffice ist für viele Journalist*innen derzeit Alltag. Aber wie ändert sich die Redaktionsarbeit nach der Pandemie? (Illustration: Seda Demiriz)

Was früher in Redaktionen die Ausnahme war, kennen jetzt alle: die Arbeit im Homeoffice. Vor- und Nachteile werden jedoch sehr unterschiedlich empfunden. Was Journalist*innen, Berater*innen und Jurist*innen zum Homeoffice sagen – und wie es die redaktionelle Arbeit weiter verändern wird. Text: Kathi Preppner

08.06.2021

Freitags treffen sie sich jetzt immer für eine halbe Stunde. Wie früher, es gibt Kaffee, man plaudert über alles Mögliche, nur nicht über die Arbeit. Der Kollege, der gerade aus der Elternzeit zurück ist, zeigt allen das neue Baby. Aber auf den Arm nehmen kann es niemand. Kaffee holt sich jeder aus seiner eigenen Küche, und Kuchen für alle gibt’s auch nicht. Die Redaktion trifft sich natürlich in Teams.

So wie in der Digitalredaktion der Augsburger Allgemeinen geht es während der Pandemie in fast allen Redaktionen hierzulande zu. Schon im Januar hatte die Corona-Arbeitsschutzverordnung Arbeitgeber dazu verpflichtet, nach Möglichkeit Homeoffice anzubieten. Im April wurde im Infektionsschutzgesetz festgelegt, dass Arbeitnehmer die Pflicht haben, dieses Angebot anzunehmen. De facto sind die meisten Redaktionen und Newsrooms aber schon seit März vergangenen Jahres ziemlich leer gefegt. 

Seitdem war nicht mehr viel mit gemeinsamem Kaffee und Feierabendbier. Vielen fehlt der ungezwungene Austausch, bei dem man mitbekommt, wie es den Kolleg*innen geht, was sie beschäftigt – sei es beruflich oder privat. „Ich glaube, dass ein Team sich zusammengehöriger fühlt, wenn es zusammen arbeitet. Man ist zufriedener, fühlt sich in der Redaktion verortet“, sagt Sarah Schierack, Leiterin der Digitalredaktion bei der Augsburger Allgemeinen, die den freitäglichen Kaffee eingeführt hat. So oder ähnlich empfinden es viele Journalist*innen. „Wenn man zusammensitzt, kriegt man mehr voneinander mit“, sagt auch Silke Hellwig, Chefredakteurin des Bremer Weser-Kuriers. „Was besonders fehlt, ist der Austausch zwischen Tür und Angel, wo auch viele Ideen und Themen geboren werden“, sagt sie. „Manches entsteht eben zufällig, wenn zwei in der Küche stehen – und vielleicht noch ein Dritter dazukommt und etwas zum Thema einwirft.“ 

Auch das Teamgefühl sei ein ganz anderes, sagt die Chefredakteurin. Das fangen virtuelle Events eben nur bedingt auf, auch wenn viele Redaktionen sich einiges einfallen lassen: Beim Weser-Kurier wurde nach dem Website-Relaunch feierlich per Videochat angestoßen, bei der Augsbuger Allgemeinen hat ein bekannter Koch aus der Region per Youtube-Stream ein Menü zubereitet, alle Mitarbeiter*innen hatten vorher die Rezepte bekommen und konnten zu Hause mitkochen. Weihnachtsfeiern gab es natürlich auch überall. Aber alle sind sich einig: Es fehlt etwas.

Das bestätigt auch eine Studie, die der Schweizer Journalist und Berater Marcus Hebein durchgeführt hat. Er hat 53 Personen aus 36 Redaktionen mit größeren Newsroom-Strukturen in Deutschland, Österreich und der Schweiz befragt, darunter die von dpa, Bild, Stern, Süddeutscher Zeitung, Zeit, Blick und NZZ. 34 der Befragten stammen aus dem leitenden Management, 19 aus Belegschaftsvertretungen (nur aus Österreich und der Schweiz). Die beiden größten Nachteile der Arbeit im Homeoffice laut Studie: 96 Prozent der Befragten vermissen „die informelle Kommunikation“, zum Beispiel in der Kaffeeküche. Und 92 Prozent fehlt „die emotionale Komponente“ bei der Zusammenarbeit.

Der Beweis ist erbracht

Von ernsthaften Qualitätseinbußen berichtet jedoch niemand. Die Hälfte der Befragten spürt keine, knapp 40 Prozent „nur wenig“ Probleme bei Qualität und Deadlines. Der Beweis, dass redaktionelle Arbeit im Homeoffice möglich ist, ist erbracht. „Ich glaube, dass es da vorher einen großen Widerstand in den Medien gab“, sagt Studienautor Hebein. „Aber jetzt kann keiner mehr die positiven Effekte wegreden.“ Vor der Pandemie war das Homeoffice in tagesaktuell arbeitenden Medienhäusern die Ausnahme, zeigt die Studie: In fast 90 Prozent der Redaktionen haben höchstens 10 Prozent der Journalist*innen regelmäßig von zu Hause aus gearbeitet.

Die Umstellung verlangt gerade leitenden Journalist*innen einiges ab, die die Arbeit auf neuen Wegen koordinieren müssen. „Das Thema Führen wird viel herausfordernder“, sagt Hebein. Das glaubt auch der Journalist und Redaktionscoach Christian Sauer, der im vergangenen Jahr mehr als 100 Redaktionsteams beraten hat. Er sagt: „Es spricht einiges dafür, dass Corona die Hierarchien weiter abbaut.“ Führung sei dabei, sich zu demokratisieren. Mitarbeiter forderten zu Recht Beteiligung und Mitsprache ein. Sauer berichtet von einem Lokalchef, der die Moderation der täglichen Videokonferenz an eine Kollegin abgegeben hat. Stattdessen beobachtete er sein Team ganz genau. Kam ihm jemand unzufrieden oder erschöpft vor, rief er die Person an. „Dieser Lokalchef machte intuitiv zweierlei richtig“, sagt Sauer: „Er gab Verantwortung ab und übte sich in Empathie.“ Für Christian Sauer gehört das zur „digitalen Professionalität“. Wenn früher ein Konflikt aufkam, sei man kurz rübergegangen und habe darüber geredet. Auch aus dem Homeoffice solle man in solchen Fällen unbedingt das persönliche Gespräch suchen, rät er, entweder per Telefon oder noch besser persönlich, vielleicht bei einem Spaziergang. 

96 Prozent der Journalist*innen vermissen den informellen Austausch, wie er zum Beispiel in der Kaffeeküche stattfindet.

Redaktionsleiter*innen müssen mehr Zeit für Kommunikation einplanen, sagt auch die Beraterin Christiane Brandes-Visbeck. „Vorgesetzte müssen online mehr tun, um herauszufinden, wie es ihren Leuten geht.“ Brandes-Visbeck, die Unternehmen und Organisationen zu Digital Leadership und New Work berät, sieht im Homeoffice einen Baustein zu mehr Freiheit und Selbstwirksamkeit im New-Work-Sinne. „Das kriegt man aber nur hin, wenn man sich selbst gut kennt, mit seinen Schwächen und Bedürfnissen“, sagt sie. Die Verantwortung steigt also – die der Redakteur*innen für sich selbst, aber auch die von Teams und Führung. 

Das ist zum einen eine Kommunikationsaufgabe, für die es neue Formate braucht: zum Beispiel Blogs und Newsletter, vielleicht auch Chat-Formate oder andere Austauschrituale. Professionelle Kommunikator*innen könnten künftig mit im Newsroom sitzen. Aber es ist eben auch eine Führungsaufgabe, die das Selbstverständnis mancher Chef*innen auf den Kopf stellt. „Chefredakteure und Chefredakteurinnen lebten ja davon, Fehler zu finden oder in der Redaktionskonferenz demonstrativ das Titelblatt zerreißen“, sagt Brandes-Visbeck. Flexible Arbeitsmodelle benötigen hingegen ein neues Führungsverständnis. Sauer nennt es „lateral, unterstützend“, Brandes-Visbeck spricht von „Servant Leadership“. Die Führung müsse transparenter werden, sagt die Beraterin, auch in ihren Arbeitsmethoden. Brandes-Visbeck arbeitet zum Beispiel mit dem Miro-Board, einem virtuellen Whiteboard, über das Teams sich in Echtzeit austauschen können. Jeder kann digitale Post-its dazukleben, die für alle einsehbar sind. „Im Journalismus sind wir es gewohnt, unsere eigenen Themen zu bearbeiten“, sagt Brandes-Visbeck, die selbst lange als Journalistin gearbeitet hat. Da sei ein Umdenken gefragt.

Zu den neuen Tools in den Redaktionen gehören bisher vor allem Microsoft Teams, Zoom, Slack und GoToMeeting. Die Umstellung auf Teams habe „überraschend gut geklappt“, berichtet Sarah Schierack von der Augsburger Allgemeinen. „Bei uns war es aber auch nicht so ungewöhnlich, auch mal von zu Hause aus zu arbeiten.“ In dem eher jungen neunköpfigen Team der Onlineredaktion seien eh alle technisch fit, Probleme gebe es wenn überhaupt mal mit dem Internet bei dem ein oder anderen zu Hause. 

Bei der dpa habe man schon auch etwas gezittert, gesteht Nachrichtenchef Froben Homburger: „Natürlich war anfangs nicht absehbar, ob und wie die vielschichtigen Workflows des Newsrooms von einem Tag auf den anderen dezentralisiert werden können.“ Auch bei so genannten Top-Lagen wie Terroranschlägen oder schweren Unglücken muss schließlich die gewohnte 24/7-Berichterstattung aus den Privatwohnungen der Journalist*innen heraus koordiniert werden. Normalerweise laufe bei solchen Ereignissen der sogenannte Top-Desk in der Mitte des Newsrooms heiß, erklärt Homburger: Dort sitzen dann rund um die Uhr Desk-Management für die Steuerung des Einsatzes, Text-Slot für die inhaltliche Planung, Visual-Slot für Foto- und Video-Einsatz, Radar für Social-Media-Monitoring, Verifikationsteam, Live-Ticker, Breaking-News-Desker für Eilmeldungen – und eine Kommunikationseinheit, die die Kunden des dpa-Infokanals über alle Rechercheschritte auf dem Laufenden hält.

Tatsächlich habe es geklappt, den Tisch durch eine Dauer-Zoom-Schalte zu ersetzen. Homburgers Fazit nach gut einem Jahr: „Es funktioniert ausgezeichnet, vor allem dank Zoom und Slack.“ Slack haben er und seine Kolleg*innen zwar schon vor Corona genutzt, jetzt sei es aber zum „Goldstandard“ für die interne Kommunikation geworden. Den großen Vorteil von Messaging-Diensten sieht Homburger darin, dass sie Kommunikation transparenter machen: „Wir arbeiten mit Hunderten offenen und auch geschlossenen Channels, sortiert nach Teams, Terminen, Themen, Ereignissen, Lagen, Projekten. Durch die Threadstruktur lassen sich Diskussionen, Absprachen, Themenentwicklungen bündeln und von allen Beteiligten jederzeit nachlesen und nachvollziehen.“ Zudem können einzelne Kolleg*innen und Teams getaggt und damit kurzfristig eingebunden werden.  

Nicht alles lässt sich jedoch von zu Hause aus erledigen. Steffi Illinger, die als feste freie Reporterin und Filmemacherin für den Bayerischen Rundfunk (BR) arbeitet, berichtet, dass O-Töne, die sie inzwischen per Handy aufnimmt, weiterhin im Funkhaus geschnitten werden müssen, weil das Schnittsystem Digas nur dort zur Verfügung steht. „Da ist noch Luft nach oben“, sagt sie. Was hingegen geht, ist der Remote-Filmschnitt per Zoom. Dabei sieht sie in einem kleinen Fenster auf ihrem Bildschirm den Cutter und in einem großen Fenster alles, was man im Schnittprogramm sieht. Das funktioniere gut, sagt Illinger. 

Tatsächlich hat es geklappt, den Top-Desk mitten im Newsroom durch eine Dauer-Zoom-Schalte zu ersetzen.

Nicht nur bei der Software, auch bei der Hardware mussten viele Redaktionen aufrüsten. Laptops und ein oder zwei Bildschirme haben jetzt fast alle. Dazu kommen häufig Docking Stations, Webcams, Headsets, Tastaturen, Computermäuse. Manche dpa-Mitarbeiter*innen hätten sich auch Desktops oder Bürostühle aus dem Newsroom nach Hause bringen lassen, berichtet Homburger. Freie Journalist*innen haben solche Vorteile nicht: Sie habe während der Pandemie privat aufgerüstet, erzählt BR-Reporterin Steffi Illinger. Ihr alter PC sei mit den Videokonferenzen überfordert gewesen. „Da knirschen die Freien schon mit den Zähnen“, sagt sie.

Die Ausstattung ist sicherlich nicht überall top, während der Pandemie wurde oft ein Auge zugedrückt. Eigentlich regelt die Arbeitsstättenverordnung in Anhang 6 „die Gestaltung von Bildschirmarbeitsplätzen“, die auch für Telearbeitsplätze gilt, sprich: für den heimischen Schreibtisch. Und da ist einiges gefordert: „ausreichend Raum für wechselnde Arbeitshaltungen und -bewegungen“, falls nötig „eine Fußstütze und ein Manuskripthalter“, „Bildschirmgröße und -form müssen der Arbeitsaufgabe angemessen sein“, „Form und Anschlag der Tasten“ ebenfalls – und so weiter. Aus genau diesem Grund erlauben viele Medienhäuser in ihren Betriebs- und Dienstvereinbarungen bisher, wenn überhaupt, eben nicht die Arbeit im Homeoffice, sondern „mobiles Arbeiten“, für das nicht die Arbeitsstättenverordnung gilt, sondern das Arbeitsschutzgesetz, das weniger konkrete Vorgaben macht.

Mobile Arbeit oder Homeoffice?

„Das ist scheinheilig“, sagt Christian Weihe, Justiziar und stellvertretender Geschäftsführer beim DJV-Landesverband Nordrhein-Westfalen. Schließlich beschreibt mobile Arbeit die Tätigkeit an wechselnden Orten – mal im Zug, mal im Café und dergleichen. Die meisten Journalist*innen dürften jedoch den Großteil ihrer Arbeit von zu Hause aus erledigen. „Man hofft, dass man mit dieser Definition nicht unter die Arbeitsstättenverordnung fällt“, sagt Weihe. „Es kann aber meiner Meinung nach nicht sein, dass es da einen arbeitsschutzfreien Bereich gibt. Ich bin überzeugt, dass die Vorgaben der Verordnung auch gelten müssen, wenn überwiegend zu Hause gearbeitet wird.“ Es sei wichtig, dass es da in Zukunft klare Regeln gibt, so der Justiziar. Die Anforderungen würde er dabei aber lieber nicht zu hoch ansetzen: „Natürlich kann man eine Zeitungsseite nicht am Laptop bauen. Aber wenn die Anforderungen zu hoch sind, wird es weniger Homeoffice geben, als wir uns wünschen.“

Dass in Zukunft mehr Journalist*innen im Homeoffice arbeiten werden, darüber scheint Einigkeit zu bestehen. Die Frage ist, wie viel – und in welchem rechtlichen Rahmen. Das Bundesministerium für Arbeit und Soziales hatte im vergangenen Jahr eine Gesetzesinitiative für eine Regelung mobiler Arbeit eingebracht. Beschlossen wurde jedoch lediglich ein Auskunftsrecht über den Versagungsgrund – einen durchsetzbaren Anspruch auf Homeoffice gibt es nicht. Der sei aber nötig, findet Christian Weihe: „Jeder muss einen Anspruch auf Homeoffice haben. Es darf meiner Meinung nach nicht im Belieben des Arbeitgebers liegen, wem er Homeoffice erlaubt und wem nicht. Da müssen alle gleichermaßen berechtigt sein.“ Der Justiziar betont, dass das Homeoffice für Arbeitnehmer immer freiwillig sein müsse, schließlich ist im Grundgesetz die Unverletzlichkeit der Wohnung festgeschrieben. Er hofft auf eine gesetzliche Lösung, die den Anspruch auf Homeoffice festschreibt. Einen entsprechenden Antrag hatte der DJV-Fachausschuss Betriebsratsarbeit vorbereitet, doch da der Verbandstag im Pandemie-Jahr ausfiel, ist darüber noch nicht entschieden worden.  

Doch auch wenn es noch keinen offiziellen Beschluss gibt, gibt es wohl ein Stimmungsbild des DJV dazu: Als Ersatz für den Verbandstag wurden mehrere Thementage veranstaltet, einer davon zum Thema Homeoffice. Bei der abschließenden Kurzumfrage unter den teilnehmenden Mitgliedern sagten 85 Prozent, dass sie einen Rechtsanspruch auf Homeoffice beziehungsweise mobiles Arbeiten für „eine notwendige und deshalb vom DJV zu verfolgende Forderung“ halten. Die Hälfte der Befragten sprach sich dabei für einen Umfang von 50 Prozent aus, nur 13 Prozent plädierten für Vollzeit. 50 Prozent schweben auch DJV-NRW-Justiziar Christian Weihe vor, schließlich habe das Homeoffice nicht nur Vor-, sondern auch Nachteile. „Aber vielleicht sehe ich das in fünf Jahren auch ganz anders. Wir kommen ja im Journalismus praktisch aus einer Homeoffice-freien Zeit, sodass uns da die Erfahrungen fehlen.“

Das Arbeiten im dpa-Newsroom wird nach der Pandemie zweifellos anders aussehen als vor Corona, sagt Nachrichtenchef Froben Homburger. „Wir haben in den vergangenen Monaten sehr viel gelernt – vor allem mit Blick auf Digitalisierung, Effizienz und Flexibilität unserer Arbeit. Diese Erfahrungen wollen wir in neue Arbeitswelten überführen.“ Wie diese konkret aussehen werden, lasse sich noch nicht sagen. Das wird in vielen Medienhäusern gerade

Das Arbeiten in Redaktionen und Newsrooms wird nach der Pandemie zweifellos anders aussehen als zuvor.

diskutiert. Marcus Hebein geht nach den Ergebnissen seiner Studie davon aus, dass sich Hybridmodelle durchsetzen werden: Etwa ein Drittel der Mitarbeiter*innen wird nach seiner Einschätzung im Homeoffice arbeiten. Dieser Trend führe auch zu mehr Teilzeit-Arbeitsmodellen.

Neuer Raumbedarf

Viele Branchenbeobachter rechnen dementsprechend damit, dass die Newsrooms und Redaktionen kleiner werden. Wenn ein Teil der Redakteur*innen ständig im Homeoffice ist, sind schließlich immer Schreibtische frei. Hier könnten shared desks eingeführt werden, Schreibtische, die jeden Morgen neu besetzt werden. In größeren Redaktionen gibt es die oft schon – bei der dpa beispielsweise seit dem Start des Newsrooms vor elf Jahren. Einen Teil der freien Fläche könnten dann Entwickler*innen oder Verantwortliche für die interne Kommunikation besetzen. Es entsteht aber auch ein größerer Bedarf an Meetingräumen – die flexibleren Arbeitsweisen machen schließlich Austausch und Absprachen wichtiger. Redaktionscoach Christian Sauer stellt sich eine Art Lounge vor: „Der Konferenzraum muss eine Begegnungszone werden, da muss man in verschiedenen Konstellationen reden können.“ Beraterin Christiane Brandes-Visbeck spricht ebenfalls von Lounge-Bereichen, Funktionsräumen und größeren Küchen.

Wie die Redaktionsräume künftig auch aussehen mögen – viele Journalist*innen freuen sich auf die Rückkehr. Das berichtet auch Silke Hellwig vom Weser-Kurier: „Nach mehr als einem Jahr merkt man, dass viele die Tage zählen, bis sie wieder in die Redaktion kommen können.“ Einige Neuerungen werde man mit großer Wahrscheinlichkeit mit in die Nach-Pandemie-Ära nehmen, sagt sie, zum Beispiel Slack als Zurufersatz. Auch Sarah Schierack von der Augsburger Allgemeinen geht davon aus, dass die neuen Kanäle weiter genutzt werden: „Bei unserem CvD stand das Telefon früher nie still“, sagt Schierack. „Das ist nicht mehr so, und daran merkt man schon, dass viele jetzt andere Kanäle wählen.“ Sie freut sich nun aber auf den Tag, an dem wieder mehr Leben in die Redaktion einkehrt. Und an dem das gemeinsame Kaffeetrinken wieder in der Redaktion stattfindet, wo alle durcheinander reden können und nicht auf den Bildschirm gucken müssen.

Kathi Preppner arbeitet als Medienjournalistin in Berlin.   

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