ARD-Volontär*innen

So vielfältig wie die Gesellschaft?

04.11.2020

Datenprojekt: Wie divers ist der ARD-Nachwuchs? (Illustration: Sebastian König)

So vielfältig wie die Gesellschaft? In einer exklusiven Bestandsaufnahme zeigt das Medienmagazin journalist, wie divers die Volontär*innen der ARD sind.

In einem einzigartigen Datenprojekt haben drei Volontär*innen der Electronic Media School (RBB und MABB) alle Volontärs-Jahrgänge befragt, die derzeit von den Landesrundfunkanstalten, der Deutschen Welle (DW) und dem Deutschlandradio ausgebildet werden. Die erhobenen Zahlen zeigen, welche Bevölkerungsgruppen unter den Nachwuchsjournalist*innen der öffentlich-rechtlichen Anstalten mehr oder weniger stark vertreten sind. Gefragt wurde unter anderem nach Geburtsort, Migrationshintergrund, Bildungsabschluss und politischer Orientierung.

Ein Ergebnis: Mit 30 Prozent haben überdurchschnittlich viele Volontär*innen eine internationale Biografie – in der Gesamtbevölkerung sind es 26 Prozent. Dieser Anteil wird allerdings von der Deutschen Welle, dem Auslandsrundfunk der ARD, deutlich nach oben gezogen. Die Ausbildungsleiter manchner Landesrundfunkanstalten beklagen hingegen, dass sich zu wenige Nachwuchsjournalist*innen mit Migrationshintergrund bei ihnen bewerben und bezeichnen dies als ihre größte Baustelle.

Aus Sicht der Journalistin Hadija Haruna-Oelker, die beim Hessischen Rundfunk (HR) zur Auswahlkommission für die Volontärs-Jahrgänge gehört, sollte viel mehr um Menschen mit Migrationshintergrund geworben werden. Es müsse ein Bewusstsein für Diversität in Ausschreibung und Bewertung einfließen. „Man sieht es einfach, wenn ein Team diverser besetzt ist“, sagt Haruna-Oelker. „Dann ändern sich die Brillen auf ein Thema, dann werden andere Fragen gestellt, und es wird anders diskutiert.”

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Zwar kommt etwa ein Drittel der Volontär*innen aus Nicht-Akademiker-Haushalten, aber 95 Prozent von ihnen selbst haben studiert – mehr als fünfmal so viele wie in der Gesamtbevölkerung. Die ehemalige RBB-Programmdirektorin Claudia Nothelle sieht diese Akademisierung durchaus als Vorteil: „Man bekommt eine angelernte Analyse- und Reflexionsfähigkeit – und in den meisten Fällen auch mehr Lebenserfahrung.“ Trotzdem spricht sie sich für mehr Offenheit aus, „ohne die Qualität des Journalismus zu gefährden“. Einige Anstalten haben die formalen Voraussetzungen bereits geändert.

Die Urheber*innen der Studie, Lynn Kraemer, Daniel Tautz und Nils Hagemann, volontieren selbst bei der ARD. 2019 begannen sie ihre Ausbildung an der Electronic Media School (EMS), der Journalistenschule von RBB und der Medienanstalt Berlin-Brandenburg. Für die Studie kontaktierten sie im April 2020 alle 150 Volontär*innen der ARD und des Deutschlandradios, 86 von ihnen nahmen an der Umfrage teil. Das ZDF und der SR hatten zum Zeitpunkt der Befragung keine Jahrgänge.

Hier lesen Sie die Ergebnisse im Detail.

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