Floskel des Monats
Paukenschlag
Horst Seehofer sorgte in den vergangenen Wochen für einigen Trommelwirbel. Die Floskel des Paukenschlages ist aber derart beliebt, dass sie in jedem Ressort Verbreitung findet. Auch die „Deutsche Bank liefert[e] einen Paukenschlag“ – wohin und wie hoch die Versandkosten waren, erfuhr der Leser indes nicht.
Das angeblich „erfolgreichste Schlagerduo Europas“ singt in einer sächsischen Kleinstadt. Auch wenn das Orchester fehlt, wird die Meldung mit einem „Paukenschlag“ eingeleitet. In einer Computerzeitschrift wird in der Schlagzeile gefragt: „Paukenschlag von Samsung?“ – und der Leser fragt sich zweierlei: Hat der südkoreanische Hersteller sein Portfolio erweitert? Und wenn es schon die Experten des Magazins nicht wissen, weshalb wird man als Leser mit dieser Meldung belästigt?
Der Wechsel von Fußballspieler Cristiano Ronaldo zu Juventus Turin wurde angeblich mit einem „Paukenschlag“ besiegelt, während gleichzeitig die „Aktie explodiert“ ist. Ob nun zeitgleich mit dem Paukenschlag, blieb für das Sprengkommando der journalist-Redaktion zunächst unklar. Der Header „Bushido äußert sich zu Gerüchten“ wurde ebenfalls mit einem „Paukenschlag“ geadelt. In einer Anlegerzeitung konnte man sich hingegen nicht so recht entscheiden, schrieb sie doch „Paukenschlag bei ThyssenKrupp“ und leitete den Text dann mit „Es ist der große Knall“ ein.
Man könnte doch auch mal mit Fanfaren wie aus Gladiatoren-Filmen einen Text einleiten. Der Ursprung „farfar“ bedeutet übrigens geschwätzig und könnte hier und da gut passen: „Mit Fanfaren hat Merkel die Gesetzesvorlage auf den Weg gebracht.“ Auch Posaunen würden mit dem malträtierenden Charakter eine ähnliche Wirkung erzielen.
Stattdessen tristen die armen Pauken in ihrer monotonen Freudlosigkeit dahin, getrieben und geschlagen von ideenlosen Journalistinnen und Journalisten. Als Geste der Überraschung taugt die Floskel nicht. Sie ist gähnend ausgeleiert – wie die Bespannung des Schlaginstruments. Der „Paukenschlag“ ist nicht nur geistlos, sondern auch redundant: Er gibt zwar ein „Achtung, Achtung! Hier kommt etwas Wichtiges!“ vor. Wäre das Thema jedoch nicht wichtig, würde es dann in einer Nachrichtenmeldung erscheinen? Bumm!
Für den journalist analysiert das sprach- und medienkritische Webprojekt Floskelwolke.de von Sebastian Pertsch und Udo Stiehl in jeder Ausgabe eine Floskel oder Phrase, mit der Journalisten im Monat zuvor besonders häufig danebenlagen.