Floskel des Monats

fieberhaft

11.11.2019

Manche Formulierungen gehören inflationär zusammen, ob sie wollen oder nicht: Die Nerven liegen immer blank, gestaunt wird nicht schlecht und Handschellen können nichts anderes als zu klicken. In dieser Manie ist der Drang besonders hoch, Polizeimeldungen gedankenlos abzuschreiben.

Anders ist es nicht zu erklären, dass die Sicherheitsbehörden durchweg fieberhaft fahnden oder ermitteln. Möglicherweise liegt die hohe Körpertemperatur von Polizistinnen und Polizisten auch daran, dass sie ständig Alarm schlagen und mit voller Härte vorgehen, um sich bei den Medien Gehör zu verschaffen? Das schlägt gefährlich auf die Herz-Floskel-Gefäße! Es würde einem Paukenschlag gleichen, sollte die Polizei jemals ohne Hochdruck arbeiten. Statt sich besser ins Bett zu legen, ist der passionierte Beamte ständig auf Hochtouren.

Dabei gibt es doch Alternativen: Wenn nun unbedingt darauf hingewiesen werden muss, dass besonders eilig oder gründlich an einer Sache gearbeitet wird, ließe sich das Bild auch mit anderen Adjektiven als fieberhaft zeichnen: Die Polizei sucht engagiert, eifrig, ehrgeizig oder intensiv nach dem Floskeltäter. Aber doch bitte nicht immer und überall fieberhaft! Wäre es stattdessen nicht sogar effizienter, mit klarem Verstand, besonnen und ruhig zu arbeiten? Arbeitet die Polizei sonst nicht effizient? Fahndet sie auch mal gleichgültig? Kümmert sie sich um nichts anderes mehr? Kann das Fieberhafte eigentlich noch gesteigert werden?

Für den journalist analysiert das sprach- und medienkritische Webprojekt Floskelwolke.de von Sebastian Pertsch und Udo Stiehl in jeder Ausgabe eine Floskel oder Phrase, mit der Journalisten im Monat zuvor besonders häufig danebenlagen.

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